Wenn Rechenkönige Elterngeld berechnen

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Wenn Rechenkönige Elterngeld berechnen

2. Juli 2014 Er-/Beziehung 6

Es ist großartig. die Onlinemedien haben eine Statistik auf den Tisch gelegt bekommen und ohne viel nachzudenken wird eine Schlagzeile daraus generiert, die den Eindruck erweckt: Die armen Frauen werden mal wieder benachteiligt.

Väter bekommen 440 Euro mehr Elterngeld

Immer mehr Väter entscheiden sich, für den Nachwuchs in Elternzeit zu gehen. Dabei profitieren sie deutlich mehr von staatlichen Zuschüssen als Mütter.

titelt zum Beispiel die Zeit (http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-06/elterngeld-vater-mutter-erziehung), ohne sich offensichtlich zu fragen welche Bedeutung „profitieren sie deutlich mehr “ wirklich hat.

Unglaublich was da für Rechenkönige am Werk sind.

Es ist verwunderlich, dass nicht gleich wieder die Gender Pay Gap-Diskussion ins Feld geführt wurde, denn deren Ursache spiegeln sich hier auch wunderbar wider.

Elterngeld beträgt 67% des durchschnittlichen Nettolohnes (maximal 1800 €)

Wenn Papa 440 Euro mehr Elterngeld Bekommt, heißt das für das angegebene Durchschnittspaar:
Papa Verdient vorher 1714 € und erhält 1149 € Elterngeld
Mama verdient 1046 € und erhält knapp 701 € EG

Also bedeutet es im Umkehrschluss
Papa verzichtet für seine Zeit mit den Kindern auf 565 €
Mama verzichtet „nur“ auf  345 €

Bei dem Durchschnittspaar ist der Nettoverlust, wenn Papa zu Hause bleibt also 220 €. Das sind knapp 10 %, des maximal möglichen Einkommens mit Elterngeld von 2415 €. Ich kann den „Vorteil“ da nicht wirklich sehen und vor allem verstehen, wenn hier wirtschaftlich gedacht wird, dass sich Papa möglichst von der Erziehungszeit fernhält, denn das Familieneinkommen liegt schon mit den maximal möglichen 2415 € 345 unter dem Einkommen welches Mama und Papa ohne weiteres Familienmitglied zur verfügung hatten. Wenn dann auch noch die 220 wegfallen sind das über 21%, die vom vorherigen Familieneinkommen wegfallen, trotz gesteigerte Kosten durch einen weiteren Essers, der täglich Kleidung und neue Windeln braucht. Ich denke so eine Durchscnittsfamilie wird schon an den 12% die durch Muttis Elternzeit wegfallen schwer genug knabbern. So wird es letztendlich den Vätern schwerer gemacht diese Elternzeit überhaupt in Anspruch zu nehmen.

Ganz schlimm wird es dann natürlich wenn Papa sogar über 2686 € verdient. Dann geht jeder weitere Euro voll dem Familieneinkommen verloren. Sprich, wenn Papa 3.500 € netto nach Hause bringt und Mama 2086€, dann fehlen da Plötzlich 1700€ im Familieneinkommen (auch wenn er trotzdem 400 Euro mehr Elterngeld als seine Frau bekommt).

Ich muss sagen, dass ich da verstehen kann, dass meine zukünftige Frau als Akademikerin schweren Herzens nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen will, denn so einen Einkommensverlust zu kompensieren fällt ganz schon schwer. Noch mehr kann ich die Akademiker verstehen, an denen der Anreiz, der mit dem Elterngeld geschaffen werden soll so völlig vorbei geht, und die gleich auf den Nachwuchs verzichten.

Vielleicht wäre es eine sinnvolle Idee mal statt des Ehegattensplittings ein Familiensplitting einzuführen, bei dem die Kinder als vollabzugsfähige Beteiligte behandelt werden, das wäre wenigstens ein etwas nachhaltigerer Ansatz.

6 Antworten

  1. […] ist eher die klassischen Faktoren, wie das Geld welche entscheiden, wer die primäre Bezugsperson zum Kind […]

  2. […] doch leider meist eine recht einfach wirtschaftliche Antwort bietet, wie ich es schon bei “Wenn Rechenkönige Elterngeld berechnen” festgestellt habe. Ich persönlich finde hier eine Gleichstellung eine ganz tolle Sache, denn es […]

  3. […] bleibt doch leider meist eine recht einfach wirtschaftliche Antwort bietet, wie ich es schon bei “Wenn Rechenkönige Elterngeld berechnen” festgestellt habe. Ich persönlich finde hier eine Gleichstellung eine ganz tolle Sache, denn es […]

  4. […] fast automatisch. Männer müssen sich dafür erst die Zeit mit dem Kind nehmen, was durch die Paarungspräferenzen der Frauen oft nicht leicht ist, Dieser Psychologische Vorgang macht es Frauen sicherlich schwerer nach den ersten Monaten zu sagen […]

  5. […] die Herdprämie Plus (Elterngeld) welche ja nur einen Bruchteil des Einkommensverlustes kompensiert, macht das Problem für Männer […]

  6. der neue sagt:

    Sind beide Eltern gleichzeitig zuhause und der Mann ist Arbeitslos aber nicht ALG1 Empfänger, so hat der Vater nicht ohne weiteres Anspruch auf Erziehungszeiten für die Rente. Dieser Anspruch wird standardmäßig der Frau zugesprochen, sie kann diesen nur abtreten, 50/50 teilen lässt sich dieser nicht.

    Ich bin auf dieses Problem gestoßen, da ich parallel mit meiner Frau die Elternzeit wahrgenommen habe und mich im Job in einer Übergangsphase befunden. Die ARGE kündigte direkt an, dass Fortbildungsmaßnahmen in meiner Elternzeit für mich angedacht sind, daher habe ich ich mich von der ARGE für die Elternzeit freistellen lassen.

    Was mir nicht gesagt worden ist, damit gibt es auch keine Rentenpunkte für mich in dieser Zeit. Anders als meine Frau, die die volle Erziehungszeit angerechnet bekommen hat. In Konsequenz habe ich mich selber Rentenversichert, dies überstieg mein ausgezahltes Elterngeld…

    Danke für die super Beratung liebe ARGE.

    Grüße…

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