Die „perfekte“ Mutter scheitert – notwendigerweise

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Die „perfekte“ Mutter scheitert – notwendigerweise

12. November 2020 Uncategorized 0
Väter die versuchen in diesem Sinne perfekt zu sein übrigens auch.*

Die Perfekte Mutter agiert auf Basis ihrer Empathie, ihres Mitgefühls. Sie sieht die Probleme des Kindes sein Leid und wie ein Helikopter umkreist sie das Kind und versucht die Probleme zu beseitigen und dem Kind das Leid zu linden und das Kind glücklich zu machen. Das ist bei einem Kind von 6 Monaten auch der perfekte Umgang, denn ein Kind von 6 Monaten hat immer recht. Wenn es Schreit hat es Probleme und die Eltern müssen springen und die Ursache dafür erkennen, um diese Probleme, die in dem meist Hunger, Kälte, Angst oder Schmerz sind, zu beseitigen.

Bei einem Kind von 6 Monaten formt dies das Urvertrauen der Kinder, das Gefühl der Geborgenheit. Es schafft das Selbstvertrauen geliebt zu werden. Das sind die Wurzeln, mit denen man in die Welt hinauswachsen kann. Und deshalb werden hier aus Sicht der tiefenpsychologisch fundierten Psychoanalyse alle späteren Probleme angelegt. Aber was bei einem Kind von sechs Monaten perfekt ist, ist bei einem Kind, welches die Welt erobern und entdeckte will, fatal.

Die perfekte Mutter wird hier weiterhin das Kind beschützen. Stress mit Lehrern ficht sie aus. Alles, was Angst macht, wird aus dem Leben des Kindes ferngehalten. Wenn das Kind anfängt, laufen zu lernen, wird gleich nach dem ersten Schritt die Hand gereicht, damit es nicht umfällt. Ein Film der an seinem Höhepunkt zu gruselig wird, wird gleich ausgeschaltet, anstatt das Kind erfahren zu lassen, dass Helden manchmal furchteinflößende Situationen überwinden müssen, damit das Gute triumphiert.

Der Perfekte Mutter sagt: „Ich kümmere mich um dich.“ Und meint das Kind, das es jetzt ist. Unperfekt und unfertig für die Welt.

Der Perfekte Vater sagt: „Ich kümmere mich, um das was du sein könntest.“ und meint damit das Potenzial, das große Wesen, den Welteroberer, den das Kind in seinen Anlagen hat.

Bei Erich Fromm ist mütterliche Liebe bedingungslos und stärkt das Selbstvertrauen, weil das Kind merkt „Ich werde geliebt, egal was ich bin“.

Väterliche Liebe ist bei Fromm an Bedingungen geknüpft und stärkt das Selbstbewusstsein, weil das Kind lernt „Ich verdiene es auch geliebt zu werden.“

Wenn das Kind den ersten Schritt macht, macht der perfekte Vater einen Schritt zurück, denn neben der Angst des Kindes, die oft die Angst vor der eigenen Courage ist, sieht er den Willen des Kindes laufen zu lernen. Frei und unabhängig zu werden.

Als ich meiner kleinen Schwester damals das Laufen beigebracht habe, machte sie einen Schritt nach vorne und ich ging intuitiv fünf zurück denn ich wusste, dass sie das schaffen würde und ich habe damals noch nie ein stolzeres Mädchen gesehen, als sie in diesem Anlauf die ersten 10 Schritte ihres Lebens machte, bevor sie mir in den Arm stolperte.

Seit diesem Tag konnte die laufen.

Als mein Stiefvater versuchte ihr fünf Jahre Später das Fahrradfahren beizubringen, lief eine halbe Stunde abstützend nebenher, während meine Schwester immer sagte „Nicht loslassen, Papa“. Nach einer halben Stunde brach er ab, mit der Aussage, „das bringt ja alles nichts.“ Wie ein Radfahrer auf der Bergetappe der Tour de France brach er 100 Meter vor dem Gipfel ab, denn „Das nimmt ja nie ein Ende.“

Meine Schwester kam frustriert zu mir, und wollte nie wieder Fahrrad fahren. Ich habe ihr gesagt. „Komm das probieren wir noch mal“

Im Gegensatz zu meinem Stiefvater habe ich nicht sie, sondern ihren Gepäckträger festgehalten. Und ich habe sie keine zwanzig Meter angeschoben. Sie bat mich auch sie festzuhalten, aber nach zwanzig Metern ließ ich sie los. Obwohl sie weiterhin sagte „nicht loslassen“. Ich lief noch ein paar Meter nebenher und als sie nach zwanzig, dreißig Metern wieder sagte „nicht loslassen“ rief ich. „Aber du fährst doch schon die ganze Zeit alleine.“ Sie sah sich um und erkannte erfreut, was sie jetzt konnte, vergaß vor Freude zu lenken und fuhr gegen einen Mülleimer.

Das war die klassische Situation, an denen Beziehungen scheitern, bzw. Männer sich aus der Kindeserziehung zurückziehen, denn wer hat es nicht erlebt, dass in diesem Moment, die Perfekte Mutter das Leid ihres verunglückten Kindes sieht, den Vater für seine Verantwortungslosigkeit vor dem Kind maßregelt. Die weniger perfekte Mutter oder der Vater schaut hier, ob sich das Kind verletzt hat und begeistert sich dann dafür, was es gerade geleistet hat, setzt das Kind wieder aufs Fahrrad und lässt es das Kind gleich nochmal probieren. In einer gesunden Beziehung, die auf Vertrauen aufgebaut ist vertraut sie dem Yang ihrer Elternschaft und überlässt die Aufgabe gleich dem Vater. Zum Glück waren bei meiner Schwester weder Mutter noch Vater dabei. So halt ich ihr beim Aufrappeln und setzte sie gleich wieder aufs Rad und als Mama und Papa kurz darauf nachschauten, fuhr sie ihnen wie eine Große entgegen. Stolz wie Bolle und mit ebenso stolzen Eltern.

Das Problem in vielen Beziehungen ist, dass die Elternteile meist aus mangelnder Erfahrung mit einer positiven Vaterrolle auf beiden Seiten sich hier in ihrer Rolle kritisieren und heruntermachen, als wäre das ein Wettbewerb und die Entscheidung, dass der eine Wichtiger als das Andere ist. Die eine wird dann zur überbehütenden Glücke, die ihr Kind nicht loslassen kann und der andere zum verantwortungslosen Bastard.

In einer gesunden vertrauensvollen Beziehung ist man dankbar dafür, dass man sich die unterschiedlichen rollen Aufteilen kann. Natürlich es ist nie so extrem wie es klingt, wenn man über die Archetypen schreibt, jede gesunde Mutter hat auch väterliche Anteile in sich ebenso wie Väter in weiten Teilen die Mutter kompensieren können. Aber als jemand der lange Jahre als alleinerziehender Vater alleine für meine Kinder verantwortlich war, kann ich nur sagen, es ist wahnsinnig anstrengend und schwer hier alleine die Balance zu finden. Ich bin dankbar bei meinem dritten Kind diese Aufgaben teilen zu können und immer, wenn ich wieder mein Lieblingsmotivationsvideo bei Facebook ausgrabe, sagt sie. „Das arme Kind. Zum Glück hat man dafür Väter.“ Sie als Mutter sieht das Kind scheinbar endlos scheitern und sich weh tun, während der Vater das Potenzial dieses Kindes sieht es zu schaffen.

Beides ist essenziell wichtig und jedes Kind ist zu bedauern, wenn es nicht dieses Yin und Yang der Elternschaft erfährt. Nur leider sorgt auch der Gesetzgeber in Deutschland dafür, dass dieses väterliche Element spätestens dann verloren geht, wenn Väter sich vor dem Familiengericht als die besseren Mütter beweisen müssen und immer mehr Kinder verlernen damit das Vertrauen in sich selbst

Inspiriert wurde dieser Text, durch das Interview mit Jordan Peterson bei Dr. OZ. Wer die Zeit hat … insgesamt 6 Stunden Dialog, aber auch nur die erste Stunde lohnt sich.

*es geht hierbei um das mythologische Konzept von Mutter nicht um jede Mutter an sich. Das Gleiche gilt für alles was gleich über Väter gesagt wird. Jeder Elternteil hat natürlich auch die Anlage für die jeweils anderen Elterntypen. Sonst wären Halbwaisen verloren. Aber es ist anstrengend, den anderen Elternteile zu ersetzen. Im Normalfall sollte man sich freuen, wenn jeder sein Element beitragen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.