Männer haben es auch nicht leichter
Es ist sicherlich nicht einfach als alleinerziehender Elternteil Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Ich weiß das, obwohl ich ein Mann bin. Denn ich gehöre zu den 10% Vätern die alleinerziehend sind.
Ich habe mir auch in der Beziehung schon Mühe gegeben für die Kinder als Vater präsent zu sein. So habe ich z.B. in den ersten Jahren sehr darauf geachtet, auch von zu Hause zu arbeiten, und als meine Tochter geboren wurde, habe ich mir als Freiberufler einen Monat kein Projekt gesucht, um für meinen damals dreijährigen Sohn da zu sein. Dadurchkonnte seine Mutter sich um seine neue Schwester kümmern. Das hat sich spätestens bei der Trennung auch ausgezahlt, weil mein Sohn schon mit 5 Jahren sehr eindeutig den Willen geäußert hat, er wolle zu mir zurückziehen. DAS hat mir die Möglichkeit gegeben, mich nicht als Vater entsorgen zu lassen. Mein Sohn war der Hebel, mit dem ich zusammen mit dem Jugendamt dafür sorgen konnte, das meine Kinder jahrelang im Doppelresidenzmodell beide Eltern im Alltag erleben konnten. Und als ich nach vier Jahren keine Lust mehr hatte, weil die Mutter meinte, sich vor den Kindern über meine (ihrer Meinung nach vorhandenen) Defizite in der Kindeserziehung auslassen zu müssen, hatten die Kinder genug Erfahrungen gesammelt um entscheiden zu können, wo sie sich aufgehobener fühlten. Mittlerweile leben sie halt bei mir und mit der Mutter verstehe ich mich seither wunderbar.
Wenn ich in der Feminismus-Debatte immer höre, dass Frauen ja unter der Unvereinbarkeit von Beruf und Karriere leiden, möchte ich brechen, denn dass Deutschland in dieser Frage extrem Rückständig ist, ist keine Frage, aber das gilt für Männer wie Frauen gleichsam.
Was ich für mich nur festgestellt habe ist, dass Männer damit anders umgehen. Während des Doppelresidenzmodells hielt meine Ex-Frau es für unverantwortbar mehr als 20 Stunden zu arbeiten, während ich bei gleicher Erziehungsleistung meine 35-40 Stunden als Freiberufler erledigte. Und ich kenne dieses Verhältnis auch von anderen Wechselmodellpaaren. Nicht von allen aber Tendenziell sind es hier trotz gleicher Aufteilung meist die Männer die mehr arbeiten. Die Entscheidung meiner Kinder zu mir zu ziehen zeigt, dass ihre Bindung und das Gefühl aufgehoben zu sein, nicht darunter gelitten hat.
Wenn Feministinnen die Unvereinbarkeit von Familie und Karriere als Ausrede vor sich herschieben, warum Frauen es nicht häufiger in die Vorstände von DAX-Unternehmen schaffen, dann frage ich mich immer „wer zwingt diese Frauen?“ Vor allem frage ich mich ob irgendjemand wirklich glaubt, dass das für Männer besser ist?
Ich weiß, dass andere Projektleiter locker 20% höhere Stundensätze bekommen, weil die nicht wegen ihrer Kinder Rücksicht auf Arbeitszeiten und Einsatzort nehmen müssen, aber ist meine Entscheidung für ein Familien Leben deren Schuld? Nein, denn es ist eben meine Entscheidung, meine Familie zu berücksichtigen, bevor ich einen Projekvertrag unterschreibe und ich finde es nicht erwachsen, andere Leute für die Nachteile, die aus meinen Entscheidungen resultieren, verantwortlich zu machen. Auch wenn ich damit nicht via Alleinerziehendenquote in einen Unternehmensvorstand komme.
In der Feminismus-Debatte tun Feministinnen dies aber mit Vorliebe. Wundert sich da wirklich jemand über die schlechtere Frauen-Quote in DAX-Vorständen. Wer will schon einen Vorstand in einem Großkonzern haben, der andere für sein Scheitern verantwortlich zu macht.
Vielleicht würde es den Feministinnen auch leichter fallen Männer für ihre Sache ins Boot zu holen, wenn sie nicht aus jeder Benachteiligung, die beide Geschlechter betreffen , so tun, als wäre das das Ergebnis einer sexuellen Diskriminierung durch das Patriarchat.