Verliebt euch nicht zu sehr
Ich weiß. Das wird jetzt wieder voll unromantisch und zu Hause bekomme ich dafür wieder schimpfe, aber leider ist es wahr, und dann muss man auch mal mit schimpfen leben, denn natürlich muss man als Mann bei der alten Hamlet-Frage
„Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern Des wütenden Geschicks erdulden oder, Sich waffnend gegen eine See von Plagen.“
Türchen zwei wählen, wenn es die Wahrheit denn erfordert. Frauen werden mich vielleicht für den titelgebenden Ratschlag hassen, denn nicht umsonst werden gefühlte 92% aller von Frauen beendeten Beziehungen wegen des Wunsches nach etwas Bauchkribbeln aufgekündigt (zu mindestens wenn man sich auf einschlägigen Singlebörsen mal so umschaut, was Frauen hier da so suchen). Lassen sie sich eines Gesagt sein meine Damen, es gibt auf dieser Welt vermutlich nur ein oder zwei Gründe, die dämlicher für die Beendigung einer Beziehung sind (wie zum Beispiel mit einer Freundin Schluss machen, weil ihr Geburtstag auf den Termin des WM-Finales fällt, und man diesen Terminkonflikt nicht anders zu lösen weiß). Das liegt nicht daran, dass ich unromantisch bin, und dieses Bauchkribbeln nicht mag, sondern das liegt an den Ursprüngen für dieses Bauchkribbeln. Und das ist leider, wie so vieles Angenehmes in dieser Welt, nichts anderes, als ein Evolutionsbiologischer Mechanismus, der vor allem eines sicher stellen soll: Dass Sie Ihren genetischen Imperativ erfüllen. So Leid es mir tut, aber es hat so rein gar nichts damit zu tun, dass wir gerade jenem Seelenverwandten begegnen, mit dem wir den Rest unseres Lebens verbringen können. Dafür sind die statistischen Daten über Beziehungen, die auf diesem Gefühl aufbauen und bis zum Ende aller Tage gehalten haben leider auch viel zu schlecht um diese Idee stützen zu können. Es hat sich offensichtlich ganz profan als Seleketionsvorteil erwiesen, das Menschen, die sobald sie einen fortpflanzungstauglichen Partner treffen, ein wildes kribbeln verspüren, welches in ihnen das Bedürfnis erweckt, sich die Klamotten vom Leibe zu reißen und sich eben dem hinzugeben, was der liebe Gott erfunden hat, um die katholische Kirche zu ärgern. Schön wäre es natürlich wenn wenigstens der liebe Gott, unsere Ratio oder die Intuition wenigstens bei der Frage, was wir als fortpflanzungsfähigen Partner ansehen, irgendeinen Katalog zu Rate gezogen hätte, welcher Kriterien enthält, die eine stabile Beziehung wahrscheinlich machen. Aber nein. Auch da ist die Biologie leider völlig enttäuschend zu Werke gegangen. Was wir als fortpflanzungsfähigen Partner interpretieren, ist das was wir im frühesten Kindesalter als Beziehungsentwurf vorgesetzt gekommen haben. Spricht: in der Regel, das was unsere Eltern als Beziehung vorgelebt haben. Ich weiß, keiner will so was hören, aber es ist leider eine erschreckende Tatsache, dass sich Männer mit z.B. bindungsintoleranten Müttern meist Frauen suchen, die sich spätestens bei der Trennung (wenn Kinder involviert sind) als ebenso Bindungsintolerant erweisen. Und Frauen deren Väter sich aus dem Familienleben und Erziehungsfragen herausgehalten haben suchen sich meist ebensolche Kerle (oder sie sorgen via maternal Gatekeeping dafür, dass er zu so einem wird). Wie es die Therapeutin einer Bekannten mal so schön auf den Punkt gebracht hat
Therapeutin: Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Vater?
Bekannte: Gut. ich habe ihn geliebt.
T: Und wie war das Verhältnis von ihrer Mutter zu ihrem Vater?
B: Sie hat ihn verachtet.
T: Tja leider ist das bestimmender für ihr eigenes Beziehungsleben.
Und raten sie mal, bei was für Partners es bei ihr gekribbelt hat… Während bei ihren Eltern Verachtung noch nicht als Trennungsgrund ausreichte, war sie alleinerziehend, und wenn sie von dem Vater ihres Kindes sprach, klang das vermutlich ähnlich herab würdigend, wie ihre Mutter über ihren Vater gesprochen hat. Gruselig, denkt jetzt jeder, wer will schon seine Mutter heiraten, außerdem passiert das doch nicht jedem. Nein, natürlich gibt es Ausnahmen, Aber wenn ich mich in meinem weiteren Bekanntenkreis umschaue ist die Trefferquote (vor allem bei Menschen in Konflikttrennungen) schon ziemlich hoch. Leider fällt einem das meist erst auf, wenn das Kribbeln verschwindet oder wenn es an die Trennung geht. Meist werden Sie dann feststellen, dass es wenigstens auf der Beziehungsebene erschreckende Parallelen gibt, auch wenn ihre Frau oder ihr Partner ganz anders ausgesehen haben und auch ganz andere Hobby hatten als ihre Eltern. Wie kann man sich davor schützen? Sollten sie Eltern haben, die immer noch respektvoll miteinander umgehen (egal ob als Paar oder in neuen Partnerschaften): Seien Sie ihren Eltern dankbar und genießen sie das Kribbeln. Andernfalls: Bewerten sie dieses Kribbeln lieber nicht über. In der Regel hält das solange wie es in der Natur brauchen würde, bis sie ihre Gene an die nächste Generation weitergegeben haben, also ca. 6 Monate. Nicht umsonst ziehn sich Schriftsteller, die solche Liebesgeschichten in den Beziehungsolymp heben entweder mit dem Tod der Protagonisten oder mit den 4 Buchstaben „ENDE“ aus der Affäre, und vermeiden es zu beschreiben, wie sich dieses Gefühl über die ersten Sechs Monate hinaus retten lässt. Verhüten Sie in dieser Zeit gründlich und wenn sich dann so etwas gebildet hat, wie Respekt und Liebe, und der oder die Partnerin mit ihren Schwächen immer noch liebevoll umgeht, dann haben sie vielleicht Glück gehabt. Ansonsten hat es sich immer als Hilfreich erwiesen, sich einmal therapeutisch mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Leider kommt man in der Regel erst auf diese Idee, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, bzw. sich darum gestritten wird, wobei ich auch hier Menschen kenne, die es hervorragend schaffen, alle Verantwortung bei der anderen Seite abzuladen und sich sogleich erneut ins Beziehungshamsterrad zu stürzen. Dabei würden Sie ihrem Kind einiges an Trauamatavererbung ersparen, wenn sie ihre eigene Verantwortung am Beziehungsdebakel übernehmen und versuchen würden, auf der Elternebene einen respektvollen Umgang zu lernen, um ihrem Kind zu zeigen, dass man auch als getrennte Eltern noch respektvoll miteinander umgehen kann und nicht schlecht übereinander sprechen muss.
2 Antworten
„Ansonsten hat es sich immer als Hilfreich erwiesen, sich einmal therapeutisch mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen.“ Nur müßte man erstmal bereit sein sich seiner Geschichte zu stellen. Ich habe selbst miterleben dürfen wie frau entsprechende Bücher verschlungen und Familienaufstellungen besucht hat, also sich offensichtlich schon bewußt war wo das Problem liegt aber trotzdem bei jedem Berater vehement abgelehnt hat das Thema mal anzugehen. Das führte am Ende zur Scheidung und hatte sogar noch Einfluss auf deren Verlauf. Man muss nichtmal vom Fach sein um selbst zeitliche Paralellen ihrer Familiengeschichte zu erkennen. Blöd halt für den Partner der nichts für die Rolle kann die er plötzlich spielt.
Naja, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, Ich konnte schon was dafür, ich habe sie mir schließlich (letztendlich aufgrund meiner eigenen verkorksten Familiengeschichte) schließlich diese Frau ausgesucht und es hat einige Beziehungen gedauert, bis ich mal eine Partnerin hatte, die selber aus einer „heilen“ Familie kam mit einem einigermaßen positiven Vatervorbild.
ich glaube dass einzige was man da wirklich machen kann um seinen Frieden zu schließen ist zu schauen, was einen eigentlich geritten hat, dass man sich auf so eine Beziehung eingelassen hat und sich im Interesse der Kinder hier nicht als Opfer seines Ex-Partners zu sehen.