Der/Die Ex als Psycho

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Der/Die Ex als Psycho

4. Juni 2017 Trennung 1

Es wird immer wieder mal die Frage gestellt, warum heutzutage bei Trennungen so wenig auf psychische Störungen geachtet wird. Egal ob die Ex eine diagnostizierte Borderlinerin ist oder der Ex Züge einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zeigt: Bis die Sachbearbeiter und Richter deswegen aktiv werden vergeht eine gefühlte Ewigkeit.

Warum das so ist kann einige Gründe haben.

1. „Hobby-Psychologie“

Heutzutage glaubt jeder zweite »Psychologie Heute«-Leser eine fundierte Psychoanamese zu machen, sprich Persönlichkeitsstörungen oder psychische Erkrankungen diagnostizieren zu können. Einmal die Kriterien für einen Narzisten bei Wikipedia nachgeschlagen, und man wird bestimmt das eine oder andere Kriterium finden, welches auf den Ex zutrifft. Dann lässt sich natürlich schön herum erzählen, dass der Ex ein Narzist vor dem Herren ist und das Mitleid der Freunde ist einem sicher.

Ich hatte auch schon eine Partnerin, die erstaunlich viele Kriterien einer Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung erfüllte. Trotzdem hätte kein Psychologe sie mit entsprechender Persönlichkeitsstörung klassifiziert. Erstens fehlten einige relevante Eigenschaften. Zweitens gab es andere Eigenschaften, die überhaupt nicht zu dieser Persönlichkeitsstörung passten. Zum Glück hatte ich mir ihr kein Kind und kam nicht in Verlegenheit beim Jugendamt über ihre Charakterschwächen reden zu müssen.

Das Problem ist, dass Menschen komplexe Wesen sind. Psychologen tun sich schwer damit, eine echte Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Erstens ist das stigmatisierend. Zweitens passen Menschen nicht immer in die Schubladen, die der ICD-10 (das Standardwerk für psychische Erkrankungen) oder der DSM 5 (das Amerikanische Gegenstück) zur Verfügung stellt.

Außerdem können einige Aspekte einer Persönlichkeitsstörung durchaus hilfreich im Leben sein. Mit dem instrumentell-dissozialen Verhalten einer antisozialen Persönlichkeit hat man z.B. gute Chancen als Hedgefondsmanager oder Investmentbanker erfolgreich zu werden. Einige Führungskräfte hätten es ohne ihr grandioses Auftreten als narzistische Persönlichkeit niemals in eine Führungsposition gebracht. Diese Menschen werden befördert, bis die narzisstischen Elemente nicht mehr über ihre Inkompetenz hinwegtäuschen können.

narzisst

2. Die Masse an gestörten Persönlichkeiten

Aldous Huxley lies sich mal zu dem schönen Satz hinreißen:

»Wenn ich auch nicht weniger als in der Vergangenheit die betrübliche Gewißheit hege, daß geistige Gesundheit eine recht seltene Erscheinung ist, so bin ich doch überzeugt, daß sie möglich ist, und sähe sie gern häufiger.«

(Aldous Huxley)

Es gibt leider auch eine erschreckend große Anzahl an Menschen mit Sozialisationsproblemen, die sich in Persönlichkeitsstörungen niederschlagen. Der letzten Auflage der »Bibel der Psychiatrie«, kurz »DSM-5« genannt wurde schon u.a. in der Zeit die kritisiert.

»Ende Mai werden auf der Welt plötzlich Millionen Geisteskranke mehr leben. Denn die größte Psychiatervereinigung trifft sich in San Francisco und veröffentlicht die fünfte Neuauflage der Bibel ihrer Zunft, das DSM-5. Nach der Überarbeitung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) werden aus leichten psychischen Störungen plötzlich echte Krankheiten, aus Gesunden über Nacht Kranke.«

Beispiele:

  • 3-7 % der männlichen Bevökerung haben eine Antisooziale Persönlichkeitsstörung,
  • 2% sind Borderliner (bei den unter 30 jährigen sollen es sogar 9% sein)
  • 3-5% leiden an einer selbstunsicheren oder ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung.

Für Menschen mit einer Narzistischen Persönlichkeitsstörung gibt es keine belastbaren zahlen, was vermutlich auch mit der geringen Krankheitseinsicht dieser Personen zu tun hat.

Insofern ist es manchmal schon angebracht; kritisch zu hinterfragen, inwiefern wir heutzutage, einige etwas absonderliche Verhaltensweisen gleich als psychische Krankheit klassifizieren und im Falle von Eltern, ob wir deshalb jedes mal, wenn wir Symptome wittern, den Elternteilen das Kind wegnehmen wollen.

3. Der Missbrauch mit dem Vorwurf

Der dritte Grund weshalb Jugendämter oft nur mit den Schultern zucken, wenn sie von den Störungen ihres Ex-Partners reden, ist, weil sie mit diesen Vorwürfen überhäuft werden.

Das ist ähnlich wie mit dem Missbrauchs- oder dem Gewaltvorwurf.

In der Vergangenheit wurden diese Vorwürfe gerne in den Raum gestellt, um von ungeübten oder übervorsichtigen Jugendamtsmitarbeitern Unterstützung zu bekommen, wenn man seinen Ex vom Kind fernhalten wollte.

Mit der Zeit sprach es sich aber herum, dass viele »Wolf«-SchreierInnen nicht immer Wölfe als Ex-Partner hatten und ähnlich wie bei dem kleinen Jungen der aus Langeweile „Wolf“ schrie, glaubt man solchen Vorwürfen dann irgendwann nicht mehr, vor allem wenn Sachbearbeiter feststellen mussten, dass sie deswegen schon mal tadellose Väter von ihren Kindern ferngehalten hat. Inzwischen erzeugt man mit einem Missbrauchs- oder Persönlichkeitsstörungsvorwurf deshalb heute oft nur noch ein müdes Lächeln. Vor allem, wenn diese Vorwürfe nicht von neutralen Stellen vorgetragen werden.

Das ist gut für jene Eltern, die sich ungerechtfertigt einem Missbrauchsvorwurf oder der Unterstellung einer Persönlichkeitsstörung gegenüber sehen.

Schlecht ist es für Kinder, die wirklich unter solchen Eltern zu leiden haben, denn denen hilft man kaum noch.

Bedanken kann man sich hier bei den Alleinerziehendenlobbygruppen, die ihrer Klientel in der Vergangenheit auf diese Weise zum Alleinerziehendenstatus sichern wollte. Egal, ob der Ex-Partner ein netter und fürsorglicher Vater gewesen wäre.

Ich stelle es mir in einigen Fällen nicht leicht vor, zu entscheiden, welcher Elternteil im Interesse der Kinder eher Unterstützung verdient. In den meisten Fällen, mit denen sich das Jugendamt beschäftigt, gibt es wenigstens einen Elternteil, der seine verletzten Eitelkeiten mit Hilfe des Kindes am anderen Elternteil abarbeiten will. Ganz schlimm wird es für das Kind, wenn es beide Elternteile so unreif sind und gegenseitig so übereinander herziehen. Dann haben die Kinder gar keinen ruhenden Pol mehr gibt, bei dem sie leben und ohne Loyalitätskonflikt beide Eltern lieben können.

Ihren Kindern helfen sie am meisten, wenn Sie nicht dieser Elternteil sind, der an seinen Beziehungsverletzungen festhält.

Mein Tipp:

  1. Bevor sie sich ans Jugendamt wenden, kriegen Sie Ihre Paarebene aussortiert. Finden Sie Ihre eigenen Anteile, am Scheitern der Beziehung. Seien sie versichert: Selbst wenn er oder sie mit einem anderen ins Bett gegangen sind, sind Sie selber deshalb nicht unschuldig. Damit bekommen sie ein gelasseneres Auftreten und müssen den Mitarbeitern nicht erzählen wie schlecht doch der andere Elternteil ist.
  2. Wenn Sie den Verdacht haben, ihr Partner könnte eine kindeswohlabträgliche Persönlichkeitsstörung haben: Gehen sie nicht zum Jugendamt und sagen: »Mein ex hat …« Beschreiben Sie lieber die Verhaltensweisen, die sie beunruhigen und fragen wie man damit umgehen soll. Das ist hilfreicher und effektiver. In einigen Fällen wird man ihnen vielleicht trotzdem sagen, Sie sollen sich nicht aufregen. Das sieht manchmal schlimmer aus, als es ist. Und oft haben die Damen und Herren ja auch recht, wenn sie sagen, dass nicht alles, was Trennungseltern für Kindeswohlgefährdung halten, auch wirklich Kindeswohlgefährdung ist.

Wenn sie jetzt auf die Idee kommen, die Symptome von Borderline auswendig zu lernen und zu unterstellen Ihre Ex benehme sich so: Lassen sie es. Das funktioniert schon beim Missbrauch mit dem Missbrauch kaum noch. Beim Thema Persönlichkeitsstörungen werden die Mitarbeiter sicherlich mit der Ex-Partnerin reden, bevor sie ihr das Kind wegnehmen. Wenn sie dann nichts von den beschriebenen Symptomen zeigt, dann wird Ihnen da niemand mehr glauben. Und schlimmer noch: Jeder Nachfolger, der wirklich eine solche Ex hat, wird erst mal in Ihre Schublade geschoben: »Ach schon wieder so einer, der seiner Ex die Kinder wegnehmen will.«

Eine Antwort

  1. Eva Martin sagt:

    Der Grund für den laxen Umgang mit TrennungspsychopathInnen ist meiner Meinung nach, dass die Leute die im familiengerichtlichen Bereich arbeiten, selbst größere psychische Probleme haben. Außerdem haben sie denselben autistischen Habitus und empfinden auch deshalb Sympathien. Viele von ihnen haben wahrscheinlich selbst größere Probleme mit Distanzierungen des Partners und Verlassenwerden. So nach dem Motto: bei einer Trennung kann man ja schon mal durchdrehen.
    Ich nenne das Phänomen übrigens ASPERGER-JUSTIZ (einfach mal googeln).
    Übrigens sind sowohl die Psychopathiewerte von Anwälten und Jurastudenten (2 deutsche Studien) als auch die psychischen Probleme von Jurastudenten (amerikanische Großstudie) extrem! Allein das deutet scho darauf hin, dass da viele Asperger bzw. Menschen mit autistischen Zügen darunter sind, weil dort die Komorbidität zu psychischen Krankheiten sehr hoch ist.

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