Wer sein Kind liebt, der schlägt es nicht

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Wer sein Kind liebt, der schlägt es nicht

4. Januar 2017 Erziehung 1

Mir sind Menschen ja immer Suspekt die meinen „eine Ohrfeige hat mir auch nicht geschadet“, denn ich frage mich immer, ob diese Menschen so wenig Phantasie besitzen um sich auszumalen, wie viel schöner ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht von jenen Menschen denen sie ein Urvertrauen entgegen bringen sollen, erniedrigt worden wären.

Eine amerikanische Studie von 2010 gibt solchen Menschen ein bisschen Anregung für ihre etwas zu kurz gekommene Phantasie:

Mothers‘ Spanking of 3-Year-Old Children and Subsequent Risk of Children’s Aggressive Behavior

Das Ergebnis dieser Studie wird so zusammengefasst:

Frequent use of CP (ie, mother’s use of spanking more than twice in the previous month) when the child was 3 years of age was associated with increased risk for higher levels of child aggression when the child was 5 years of age (adjusted odds ratio: 1.49 [95% confidence interval: 1.2–1.8]; P < .0001), even with controlling for the child's level of aggression at age 3 and the aforementioned potential confounding factors and key demographic features.

In der Kurzfassung. Wer sein Kind schlägt riskiert, dass sein Kind agressiv wird, was einen Teufelskreis auslöst, in dem das Kind mit vorausschreitendem Alter immer häufiger geschlagen wird.

Gut gemacht liebe Eltern.

Wer sich jetzt mit der beliebten Ausrede retten möchte:

„Besser eine Ohrfeige, als dass das Kind in die Steckdose fasst, dann weiss das Kind, dass das gefährlich ist.“

Das einzige was das Kind daraus lernt ist besser ihre Verhaltensnormen zu übernehmen um nicht bestraft zu werden.

Eine weitere Studie belegt, dass Kinder über den Angstschweiß der Mutter deren Ängste quasi erbt . Wenn sie also in Panik „nein“ rufen, weil sich das Kind auf die Steckdose nähert, dann hat das Wort „nein“ zwar keine inhaltliche Bedeutung für das Kind, aber durch ihren Geruch bekommt das Kind trotzdem sehr deutlich mit, dass das keine gute Idee ist. Letztendlich sogar besser, als wenn es nur durch Schläge vermittelt bekommt, dass sie nicht wollen, dass es das tut. Denn wenn sie mal nicht dabei sind kommt dann doch der Reiz des verbotenen. Das einzige was das Kind „lernt“, wenn sie mal wieder meinen „eine Watsch’n hat mir auch nicht geschadet“, dass es ihnen nicht bedingungslos vertrauen kann, und ihnen ausgeliefert ist, denn wenn Schläge Kinder in späteren Alter aggressiv machen, glaube ich persönlich nicht, dass es an dem Schmerz liegt, sondern an der Erniedrigung gegen die sich Kinder nicht wehren können. Ich hatte mal einen netten Versuch mit meiner Ex-Frau gestartet, als sie etwas gemacht was ich persönlich ziemlich dämlich fand. Ich holte zu einem schlag aus, bremste aber ab, so dass ich ihr letztendlich über die Wange streichelte. Aber dieses Gefühl der Erniedrigung und des ausgeliefert sein in dem Moment wo ich die Hand hob, hat unsere Beziehung beinahe beendet bevor wir geheiratet haben.

Letztendlich ist es nicht der Schmerz, mit dem solche Eltern meinen ihren Kindern etwas gutes tun, welcher diese Kinder aggressiv werden lässt, sondern das Gefühl des ausgeliefert seins und der Hilflosigkeit. Kinder sollen ihren Eltern und auch Erziehern gegenüber ein bedingungsloses Urvertrauen haben, welches zu mindestens in den ersten Jahren auch durch eine bedingungslose Liebe gefördert werden sollte und gerade das zerstören diese Bezugspersonen wenn sie ihre Kinder schlagen.

Ganz anders wird mir da, wenn ich im Science-Blog.de lese

Mehr als die Hälfte der Frauen (54,4 Prozent) gab zu, ihre Kinder zu schlagen. Nur 45.6 Prozent der befragten Mütter dreijähriger Kinder hatte ihre Kleinen nie geschlagen; 27,9 Prozent gaben an, dass im vorangegangenen Monat ihr Kind ein oder zwei Mal geschlagen hätten, die verbleibenden 26,5 Prozent “langten” mehr als zwei Mal hin. Und dabei geht es nicht um exzessive Formen der Züchtigung, sondern um “Spanking” – also das, was man gemeinhin “den Hintern versohlen” nennen würde.“ (http://scienceblogs.de/geograffitico/2010/04/27/studie-prugelstrafe-macht-aggressiv/)

Letztendlich ist Prügelstrafe ein Ausdruck der Hilflosigkeit von Eltern denen die Autorität oder das Selbstbewusstsein fehlt einem Kind Werte zu vermitteln. Und selbstverständlich, wenn man als Kind gelernt hat, dass man dann zum Versohlen des Hintern oder einer Ohrfeige greifen darf dann gibt man dieses Wissen natürlich auch an die nächste Generation weiter.

Eine Antwort

  1. Rüdiger sagt:

    Meine Mutter hat mir früher bei jeder Gelegenheit den nackten Hintern versohlt, aber wie!
    Als Kleinkind mit der flachen Hand oder ihrem Schlappen, später dann mit Kochlöffel, Teppichklopfer und Hosengürtel.
    Wenn ich von ihr mal wieder gekriegt hatte konnte ich kaum sitzen danach!

    Wer kennt das auch?

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